🦋 📚 das ist meine stadt ungekürzt

hier bin ich geboren: im goldenen kreuz in der lazarettgasse
hier fühle ich mich daheim: im weißgerberviertel, weil ich da wohne, in den museen, weil ich eine „kulturverliebte“ bin, in den mietbaren palais der innenstadt, weil ich die oft beruflich nütze.
hier verbringe ich den großteil meiner zeit: beim spazierengehen im prater und am donaukanal, bei kulturgenuss und arbeit im ersten.
das sehe ich, wenn ich aus dem fenster schaue: das leider für immer geschlossene kaffee urania, kopfsteinpflaster mit tramschienen, eine brücke in den zweiten und pfeile, die den weg nach bratislava und budapest weisen.
hier habe ich meine ersten euro verdient: es waren schillinge beim babysitten in döbling aufgrund einer kleinanzeige am schwarzen brett beim damals noch existierenden meinl in glanzing.
so gebe ich das meiste geld aus: vielleicht nicht das meiste geld, aber am liebsten für: privatführungen durch ausstellungen und in besonderen restaurants (zum beispiel pramerl und wolf oder konstantin filippou) zu feierlichen anlässen.
hier ärgere ich mich immer wieder: wenn die nacht-feierer ihren mist am donaukanal liegen lassen und er in der früh meine laufrunde visuell und olfaktorisch beeinträchtigt.
hier bin ich am liebsten: in einer interessanten ausstellung (jüdisches museum, khm, mak, wien museum) gefolgt von einem besuch im touristenfreien café engländer bei den mir liebsten kellnern wiens.
hier finde ich wien am schönsten: in den versteckten innenhöfen mit pawlatschen hinter dem stephansdom und von oben, auf den stadtwanderwegen durch die weinberge döblings.
hier würde ich mein kind nicht hingehen lassen: zum akademiker-ball.
hier habe ich einmal etwas verbotenes getan: in den neunzigern störung der nachtruhe nach discothekenbesuch im titanic.
hier habe ich das letzte mal so richtig gefeiert: vor der pandemie: im volksgarten bei 30 dancing und zu hause mit freunden.
so riecht wien für mich: nach einer mischung aus rosen im volksgarten, würstelstand, pferdeäpfeln im kopfsteinpflaster und – dank der immer mehr werdenden kleinen bäckereien – auch nach frischem brot.

📚 google 2020 meistgesucht

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📚 Falter.maily

(…) Dass Stadtghettos nichts Erstrebenswertes sind, sollte Raab ihrem Ministerkollegen Gernot Blümel vielleicht in weniger missverständlichen Worten erklären. Der hat am Wochenende die erste Strophe seiner Bürgermeisterkandidatur gesungen: Nur Menschen, die Deutsch auf B1-Niveau sprechen, sollen Gemeindewohnungen bekommen. Sparen Sie sich die Pointe, wonach nur Menschen, die sich mit Volkswirtschaft auskennen, Finanzminister werden sollten. (…) (Lukas Matzinger im Falter.maily #314)

📚 Frauenbeschimpfer (Nils Pickert)

Herzerwärmende Frauenbeschimpfer (Nils Pickert, 4.8.2020) im Standard
Von Frauen entzaubert zu werden bringt mächtige Männer schon mal in Rage – und nach Kritik hoffen sie gar auf Mitgefühl

Irgendwo muss es ihn geben. Diesen geheimen Club, bestehend aus einer kleinen Anzahl an Männern, die eine unüberschaubare Menge an Frauen mit sexistischen Beleidigungen überziehen. Allein in Frankreich immerhin 1,2 Millionen. Anders lässt sich das nicht erklären, dass Frauen im Straßenverkehr dafür als „Fotze“ beleidigt werden, dass sie sich bei einem rücksichtslosen Autofahrer darüber beschweren, als Radfahrerin fast totgefahren worden zu sein, aber gleichzeitig niemand solche Worte in den Mund nehmen würde beziehungsweise auch nur jemanden kennt, der so etwas tut. Oder doch?

Die Zahlen sind ja schon ziemlich eindeutig: Laut einer französischen Studie, die sich zur Analyse von sexistischen Beleidigungen den Zeitraum von 2006 bis 2016 angeschaut hat, werden 86 Prozent der Opfer von Männern angegangen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen sexistisch beleidigt werden, ist etwa zehnmal höher als bei Männern. Es betrifft häufig Frauen unter 35, es wird ihnen zumeist in aller Öffentlichkeit direkt ins Gesicht geschleudert, und es geht dabei mehrheitlich um ihre äußere Erscheinung. Gerne auch aus Gruppen heraus und am liebsten von Männern, die einige Jahre älter sind als ihre weiblichen Opfer. Mit anderen Worten: Sexistische Beleidigungen gegen Frauen sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Und Täter sind auch nicht nur einige wenige, irrelevante Männer. Wir reden unter anderem von dem 65-jährigen Republikaner Ted Yoho, der die 30-jährige Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez auf den Stufen des Washingtoner Kapitols „widerlich, gefährlich und irre“ nannte und vor Umstehenden noch ein „fucking bitch“ nachschob.

Anlass für diese Abfälligkeiten waren Äußerungen von Ocasio-Cortez, in denen sie über einen Zusammenhang zwischen um sich greifender Armut und steigenden Kriminalitätsraten spekuliert. Das ist ja aber auch ganz schön frech von so einer jungen Frau, dass sie ihren eigenen politischen Sachverstand bemüht, sich eine Meinung bildet, gewählt wird und in der Öffentlichkeit redet. Bundeskanzler Kurz hätte ihr womöglich wie der Journalistin Alexandra Wachter in aller gebotenen männlichen Herablassung attestiert, dass sie „über ein Hirn verfügt“. Und dem stellvertretenden Tiroler Landeshauptmann Josef Geisler wären vermutlich noch ein paar andere Beleidigungen außer „widerwärtiges Luder“ eingefallen. Neben der Tatsache, dass Mann offenbar wenig bis gar keine Skrupel hat, Frauen derart verbal zu belästigen und herabzusetzen, sind zwei Dinge besonders bemerkenswert.

Zum einen die Dünnhäutigkeit von Männern, die anscheinend mit der substanzlosen Oberflächlichkeit ihrer angeblich guten Manieren korreliert. Wenn man sich vor Augen führt, wie wenig offenbar notwendig ist, um sich zu derlei Verbalausfällen zu versteigen, dann scheint die bloße Existenz von Frauen in Führungspositionen, auf Podien, in politischen Entscheidungsgremien oder einfach nur auf der Straße schon Grund genug zu sein. Das, was Männer als Frechheit oder Anmaßung deuten, ist in den meisten Fällen einfach nur eine Frau, die etwas sagt. Die Position bezieht, anmerkt, kritisiert, vorschlägt und dabei nicht angesichts männlichen Dominanzgebarens in Ehrfurcht erstarrt. Und zum anderen fällt der großflächige Realitätsverlust dieser Männer auf. Die lächerlichen Lügen, mit denen sie ihr Selbstbild vom großzügigen Macher und „eigentlichen Frauenfreund“ inszenieren, der leider, leider bei dieser einen unglücklichen Begebenheit missverstanden wurde, obwohl er doch so ein herzensguter Kerl ist.

Josef Geisler hat sich nicht entblödet, seine Beschimpfung zu relativieren und obendrein noch zu behaupten, es sei eben mit ihm durchgegangen, weil ihm die WWF-Vertreterin Marianne Götsch ständig dazwischengeredet habe – obwohl das genaue Gegenteil der Fall war. Während Götsch ruhig und sachlich ihr politisches Anliegen vorträgt, brennt bei Geisler offenbar die „Wieso zur Hölle hat sich dieses widerwärtige Luder nicht längst vor mir in den Staub geworfen und gestanden, dass sie meiner nicht würdig ist“-Sicherung durch. Ähnliches gilt für den Republikaner Yoho, der sich in seiner passiv-aggressiven „Entschuldigung“ als Opfer geriert, hinter Ehefrau und Tochter versteckt, die qua Geschlecht beleumunden sollen, dass er kein Sexist sein kann, und sich zudem eben nicht „für seine Leidenschaft, seine Liebe zu Gott, zu seiner Familie und seinem Land“ entschuldigen mag.

Ist das nicht ergreifend! Wer da kein Verständnis dafür aufbringen kann, dass man eine junge Frau aus Vaterlandsliebe und emphatischer Gottesbegeisterung als „verdammte Schlampe“ bezeichnet, der hat kein Herz. Oder einfach die Schnauze voll von selbstgefälligen Männern, die nicht einmal vor der Dreistigkeit zurückschrecken, ihre Übergriffigkeiten mit dem angeblich ach so besorgten und väterlich-liebevollen Blick auf ausgerechnet diejenigen zu rechtfertigen, die sie beleidigen und herabsetzen. Sie können sich entscheiden. Entweder ist Sebastian Kurz ein so bedeutender Mann, dass er von einer Journalistin nicht mit solchen nachbohrenden Fragen belästigt werden sollte, und Josef Geisler immerhin noch wichtig genug, dass er Besseres zu tun hat, als sich mit durch Frauen vorgetragenen umweltpolitischen Forderungen auseinanderzusetzen.

Entweder ist Ted Yoho ein Held, der die schlimmen „kommunistischen Umtriebe“ von Alexandria Ocasio-Cortez einfach nicht mehr ertragen konnte. Oder wir haben es hier mit einer Version von Männlichkeit zu tun, die sich durch aufgeblasene Wichtigtuerei auszeichnet, deren hervorstechendstes Merkmal es ist, sich um keinen Preis ausgerechnet von Frauen entzaubern lassen zu wollen. Als Entscheidungshilfe empfehle ich Ihnen die messerscharfe Analyse von Ocasio-Cortez, die unmissverständlich klarstellt, warum sexistische Beleidigungen nicht hinnehmbar und vergiftete Entschuldigungen nichts wert sind.

Rep @AOC: „I do not need Rep. Yoho to apologize to me. Clearly he does not want to. Clearly when given the opportunity he will not & I will not stay up late at night waiting for an apology from a man who has no remorse over calling women & using abusive language towards women.“ pic.twitter.com/XKymFh3Oyf
— CSPAN (@cspan) July 23, 2020
Tatsache ist, dass nicht Frauen wie Alexandria Ocasio-Cortez, Marianne Götsch oder auch Alexandra Wachter Männer schlecht aussehen lassen. Männer lassen Männer schlecht aussehen. Und das sollten gerade Männer ihnen nicht länger durchgehen lassen. (Nils Pickert, 4.8.2020)

Die Welt nach Corona

Die Welt nach Corona (Matthias Horx, 16.03.2020)

Die Corona-Rückwärts-Prognose: Wie wir uns wundern werden, wenn die Krise „vorbei“ ist.

Ich werde derzeit oft gefragt, wann Corona denn „vorbei sein wird” und alles wieder zur Normalität zurückkehrt. Meine Antwort: Niemals. Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Wir nennen sie Bifurkationen. Oder Tiefenkrisen. Diese Zeiten sind jetzt.

Die Welt as we know it löst sich gerade auf. Aber dahinter fügt sich eine neue Welt zusammen, deren Formung wir zumindest erahnen können. Dafür möchte ich Ihnen eine Übung anbieten, mit der wir in Visionsprozessen bei Unternehmen gute Erfahrungen gemacht haben. Wir nennen sie die RE-Gnose. Im Gegensatz zur PRO-Gnose schauen wir mit dieser Technik nicht »in die Zukunft«. Sondern von der Zukunft aus ZURÜCK ins Heute. Klingt verrückt? Versuchen wir es einmal:

Die Re-Gnose: Unsere Welt im Herbst 2020

Stellen wir uns eine Situation im Herbst vor, sagen wir im September 2020. Wir sitzen in einem Straßencafé in einer Großstadt. Es ist warm, und auf der Strasse bewegen sich wieder Menschen.

Bewegen sie sich anders? Ist alles so wie früher? Schmeckt der Wein, der Cocktail, der Kaffee, wieder wie früher? Wie damals vor Corona?
Oder sogar besser?
Worüber werden wir uns rückblickend wundern?

Wir werden uns wundern, dass die sozialen Verzichte, die wir leisten mussten, selten zu Vereinsamung führten. Im Gegenteil. Nach einer ersten Schockstarre führten viele von sich sogar erleichtert, dass das viele Rennen, Reden, Kommunizieren auf Multikanälen plötzlich zu einem Halt kam. Verzichte müssen nicht unbedingt Verlust bedeuten, sondern können sogar neue Möglichkeitsräume eröffnen. Das hat schon mancher erlebt, der zum Beispiel Intervallfasten probierte – und dem plötzlich das Essen wieder schmeckte. Paradoxerweise erzeugte die körperliche Distanz, die der Virus erzwang, gleichzeitig neue Nähe. Wir haben Menschen kennengelernt, die wir sonst nie kennengelernt hätten. Wir haben alte Freunde wieder häufiger kontaktiert, Bindungen verstärkt, die lose und locker geworden waren. Familien, Nachbarn, Freunde, sind näher gerückt und haben bisweilen sogar verborgene Konflikte gelöst.

Die gesellschaftliche Höflichkeit, die wir vorher zunehmend vermissten, stieg an.

Jetzt im Herbst 2020 herrscht bei Fussballspielen eine ganz andere Stimmung als im Frühjahr, als es jede Menge Massen-Wut-Pöbeleien gab. Wir wundern uns, warum das so ist.

Wir werden uns wundern, wie schnell sich plötzlich Kulturtechniken des Digitalen in der Praxis bewährten. Tele- und Videokonferenzen, gegen die sich die meisten Kollegen immer gewehrt hatten (der Business-Flieger war besser) stellten sich als durchaus praktikabel und produktiv heraus. Lehrer lernten eine Menge über Internet-Teaching. Das Homeoffice wurde für Viele zu einer Selbstverständlichkeit – einschließlich des Improvisierens und Zeit-Jonglierens, das damit verbunden ist.

Gleichzeitig erlebten scheinbar veraltete Kulturtechniken eine Renaissance. Plötzlich erwischte man nicht nur den Anrufbeantworter, wenn man anrief, sondern real vorhandene Menschen. Das Virus brachte eine neue Kultur des Langtelefonieren ohne Second Screen hervor. Auch die »messages« selbst bekamen plötzlich eine neue Bedeutung. Man kommunizierte wieder wirklich. Man ließ niemanden mehr zappeln. Man hielt niemanden mehr hin. So entstand eine neue Kultur der Erreichbarkeit. Der Verbindlichkeit.

Menschen, die vor lauter Hektik nie zur Ruhe kamen, auch junge Menschen, machten plötzlich ausgiebige Spaziergänge (ein Wort, das vorher eher ein Fremdwort war). Bücher lesen wurde plötzlich zum Kult.

Reality Shows wirkten plötzlich grottenpeinlich. Der ganze Trivia-Trash, der unendliche Seelenmüll, der durch alle Kanäle strömte. Nein, er verschwand nicht völlig. Aber er verlor rasend an Wert.
Kann sich jemand noch an den Political-Correctness-Streit erinnern? Die unendlich vielen Kulturkriege um … ja um was ging da eigentlich?

Krisen wirken vor allem dadurch, dass sie alte Phänomene auflösen, über-flüssig machen…

Zynismus, diese lässige Art, sich die Welt durch Abwertung vom Leibe zu halten, war plötzlich reichlich out.
Die Übertreibungs-Angst-Hysterie in den Medien hielt sich, nach einem kurzen ersten Ausbruch, in Grenzen.

Nebenbei erreichte auch die unendliche Flut grausamster Krimi-Serien ihren Tipping Point.

Wir werden uns wundern, dass schließlich doch schon im Sommer Medikamente gefunden wurden, die die Überlebensrate erhöhten. Dadurch wurden die Todesraten gesenkt und Corona wurde zu einem Virus, mit dem wir eben umgehen müssen – ähnlich wie die Grippe und die vielen anderen Krankheiten. Medizinischer Fortschritt half. Aber wir haben auch erfahren: Nicht so sehr die Technik, sondern die Veränderung sozialer Verhaltensformen war das Entscheidende. Dass Menschen trotz radikaler Einschränkungen solidarisch und konstruktiv bleiben konnten, gab den Ausschlag. Die human-soziale Intelligenz hat geholfen. Die vielgepriesene Künstliche Intelligenz, die ja bekanntlich alles lösen kann, hat dagegen in Sachen Corona nur begrenzt gewirkt.

Damit hat sich das Verhältnis zwischen Technologie und Kultur verschoben. Vor der Krise schien Technologie das Allheilmittel, Träger aller Utopien. Kein Mensch – oder nur noch wenige Hartgesottene – glauben heute noch an die große digitale Erlösung. Der große Technik-Hype ist vorbei. Wir richten unsere Aufmerksamkeiten wieder mehr auf die humanen Fragen: Was ist der Mensch? Was sind wir füreinander?

Wir staunen rückwärts, wieviel Humor und Mitmenschlichkeit in den Tagen des Virus tatsächlich entstanden ist.

Wir werden uns wundern, wie weit die Ökonomie schrumpfen konnte, ohne dass so etwas wie »Zusammenbruch« tatsächlich passierte, der vorher bei jeder noch so kleinen Steuererhöhung und jedem staatlichen Eingriff beschworen wurde. Obwohl es einen »schwarzen April« gab, einen tiefen Konjunktureinbruch und einen Börseneinbruch von 50 Prozent, obwohl viele Unternehmen pleitegingen, schrumpften oder in etwas völlig anderes mutierten, kam es nie zum Nullpunkt. Als wäre Wirtschaft ein atmendes Wesen, das auch dösen oder schlafen und sogar träumen kann.

Heute im Herbst, gibt es wieder eine Weltwirtschaft. Aber die Globale Just-in-Time-Produktion, mit riesigen verzweigten Wertschöpfungsketten, bei denen Millionen Einzelteile über den Planeten gekarrt werden, hat sich überlebt. Sie wird gerade demontiert und neu konfiguriert. Überall in den Produktionen und Service-Einrichtungen wachsen wieder Zwischenlager, Depots, Reserven. Ortsnahe Produktionen boomen, Netzwerke werden lokalisiert, das Handwerk erlebt eine Renaissance. Das Global-System driftet in Richtung GloKALisierung: Lokalisierung des Globalen.

Wir werden uns wundern, dass sogar die Vermögensverluste durch den Börseneinbruch nicht so schmerzen, wie es sich am Anfang anfühlte. In der neuen Welt spielt Vermögen plötzlich nicht mehr die entscheidende Rolle. Wichtiger sind gute Nachbarn und ein blühender Gemüsegarten.

Könnte es sein, dass das Virus unser Leben in eine Richtung geändert hat, in die es sich sowieso verändern wollte?

RE-Gnose: Gegenwartsbewältigung durch Zukunfts-Sprung

Warum wirkt diese Art der »Von-Vorne-Szenarios« so irritierend anders als eine klassische Prognose? Das hängt mit den spezifischen Eigenschaften unseres Zukunfts-Sinns zusammen. Wenn wir »in die Zukunft« schauen, sehen wir ja meistens nur die Gefahren und Probleme »auf uns zukommen«, die sich zu unüberwindbaren Barrieren türmen. Wie eine Lokomotive aus dem Tunnel, die uns überfährt. Diese Angst-Barriere trennt uns von der Zukunft. Deshalb sind Horror-Zukünfte immer am Einfachsten darzustellen.

Re-Gnosen bilden hingegen eine Erkenntnis-Schleife, in der wir uns selbst, unseren inneren Wandel, in die Zukunftsrechnung einbeziehen. Wir setzen uns innerlich mit der Zukunft in Verbindung, und dadurch entsteht eine Brücke zwischen Heute und Morgen. Es entsteht ein »Future Mind« – Zukunfts-Bewusstheit.

Wenn man das richtig macht, entsteht so etwas wie Zukunfts-Intelligenz. Wir sind in der Lage, nicht nur die äußeren »Events«, sondern auch die inneren Adaptionen, mit denen wir auf eine veränderte Welt reagieren, zu antizipieren.

Das fühlt sich schon ganz anders an als eine Prognose, die in ihrem apodiktischen Charakter immer etwas Totes, Steriles hat. Wir verlassen die Angststarre und geraten wieder in die Lebendigkeit, die zu jeder wahren Zukunft gehört.

Wir alle kennen das Gefühl der geglückten Angstüberwindung. Wenn wir für eine Behandlung zum Zahnarzt gehen, sind wir schon lange vorher besorgt. Wir verlieren auf dem Zahnarztstuhl die Kontrolle und das schmerzt, bevor es überhaupt wehtut. In der Antizipation dieses Gefühls steigern wir uns in Ängste hinein, die uns völlig überwältigen können. Wenn wir dann allerdings die Prozedur überstanden haben, kommt es zum Coping-Gefühl: Die Welt wirkt wieder jung und frisch und wir sind plötzlich voller Tatendrang.

Coping heißt: bewältigen. Neurobiologisch wird dabei das Angst-Adrenalin durch Dopamin ersetzt, eine Art körpereigener Zukunfts-Droge. Während uns Adrenalin zu Flucht oder Kampf anleitet (was auf dem Zahnarztstuhl nicht so richtig produktiv ist, ebenso wenig wie beim Kampf gegen Corona), öffnet Dopamin unsere Hirnsynapsen: Wir sind gespannt auf das Kommende, neugierig, vorausschauend. Wenn wir einen gesunden Dopamin-Spiegel haben, schmieden wir Pläne, haben Visionen, die uns in die vorausschauende Handlung bringen.

Erstaunlicherweise machen viele in der Corona-Krise genau diese Erfahrung. Aus einem massiven Kontrollverlust wird plötzlich ein regelrechter Rausch des Positiven. Nach einer Zeit der Fassungslosigkeit und Angst entsteht eine innere Kraft. Die Welt »endet«, aber in der Erfahrung, dass wir immer noch da sind, entsteht eine Art Neu-Sein im Inneren.

Mitten im Shut-Down der Zivilisation laufen wir durch Wälder oder Parks, oder über fast leere Plätze. Aber das ist keine Apokalypse, sondern ein Neuanfang.

So erweist sich: Wandel beginnt als verändertes Muster von Erwartungen, von Wahr-Nehmungen und Welt-Verbindungen. Dabei ist es manchmal gerade der Bruch mit den Routinen, dem Gewohnten, der unseren Zukunfts-Sinn wieder freisetzt. Die Vorstellung und Gewissheit, dass alles ganz anders sein könnte – auch im Besseren.

Vielleicht werden wir uns sogar wundern, dass Trump im November abgewählt wird. Die AFD zeigt ernsthafte Zerfransens-Erscheinungen, weil eine bösartige, spaltende Politik nicht zu einer Corona-Welt passt. In der Corona-Krise wurde deutlich, dass diejenigen, die Menschen gegeneinander aufhetzen wollen, zu echten Zukunftsfragen nichts beizutragen haben. Wenn es ernst wird, wird das Destruktive deutlich, das im Populismus wohnt.

Politik in ihrem Ur-Sinne als Formung gesellschaftlicher Verantwortlichkeiten bekam dieser Krise eine neue Glaubwürdigkeit, eine neue Legitimität. Gerade weil sie »autoritär« handeln musste, schuf Politik Vertrauen ins Gesellschaftliche. Auch die Wissenschaft hat in der Bewährungskrise eine erstaunliche Renaissance erlebt. Virologen und Epidemiologen wurden zu Medienstars, aber auch »futuristische« Philosophen, Soziologen, Psychologen, Anthropologen, die vorher eher am Rande der polarisierten Debatten standen, bekamen wieder Stimme und Gewicht.

Fake News hingegen verloren rapide an Marktwert. Auch Verschwörungstheorien wirkten plötzlich wie Ladenhüter, obwohl sie wie saures Bier angeboten wurden.

Ein Virus als Evolutionsbeschleuniger

Tiefe Krisen weisen obendrein auf ein weiteres Grundprinzip des Wandels hin: Die Trend-Gegentrend-Synthese.

Die neue Welt nach Corona – oder besser mit Corona – entsteht aus der Disruption des Megatrends Konnektivität. Politisch-ökonomisch wird dieses Phänomen auch »Globalisierung« genannt. Die Unterbrechung der Konnektivität – durch Grenzschließungen, Separationen, Abschottungen, Quarantänen – führt aber nicht zu einem Abschaffen der Verbindungen. Sondern zu einer Neuorganisation der Konnektome, die unsere Welt zusammenhalten und in die Zukunft tragen. Es kommt zu einem Phasensprung der sozio-ökonomischen Systeme.

Die kommende Welt wird Distanz wieder schätzen – und gerade dadurch Verbundenheit qualitativer gestalten. Autonomie und Abhängigkeit, Öffnung und Schließung, werden neu ausbalanciert. Dadurch kann die Welt komplexer, zugleich aber auch stabiler werden. Diese Umformung ist weitgehend ein blinder evolutionärer Prozess – weil das eine scheitert, setzt sich das Neue, überlebensfähig, durch. Das macht einen zunächst schwindelig, aber dann erweist es seinen inneren Sinn: Zukunftsfähig ist das, was die Paradoxien auf einer neuen Ebene verbindet.

Dieser Prozess der Komplexierung – nicht zu verwechseln mit Komplizierung – kann aber auch von Menschen bewusst gestaltet werden. Diejenigen, die das können, die die Sprache der kommenden Komplexität sprechen, werden die Führer von Morgen sein. Die werdenden Hoffnungsträger. Die kommenden Gretas.

„Wir werden durch Corona unsere gesamte Einstellung gegenüber dem Leben anpassen – im Sinne unserer Existenz als Lebewesen inmitten anderer Lebensformen.”

Slavo Zizek im Höhepunkt der Coronakrise Mitte März

Jede Tiefenkrise hinterlässt eine Story, ein Narrativ, das weit in die Zukunft weist. Eine der stärksten Visionen, die das Coronavirus hinterlässt, sind die musizierenden Italiener auf den Balkonen. Die zweite Vision senden uns die Satellitenbilder, die plötzlich die Industriegebiete Chinas und Italiens frei von Smog zeigen. 2020 wird der CO&sub2;-Ausstoss der Menschheit zum ersten Mal fallen. Diese Tatsache wird etwas mit uns machen.

Wenn das Virus so etwas kann – können wir das womöglich auch? Vielleicht war der Virus nur ein Sendbote aus der Zukunft. Seine drastische Botschaft lautet: Die menschliche Zivilisation ist zu dicht, zu schnell, zu überhitzt geworden. Sie rast zu sehr in eine bestimmte Richtung, in der es keine Zukunft gibt.

Aber sie kann sich neu erfinden.
System reset.
Cool down!
Musik auf den Balkonen!
So geht Zukunft.

http://www.horx.com und http://www.zukunftsinstitut.de

google 2019

Die zehn meistgesuchten Begriffe des Jahres in Österreich
1. Strache
2. Notre Dame
3. Dominic Thiem
4. EU-Wahlergebnisse
5. iPhone 11
6. 30 Jahre Mauerfall
7. Nationalratswahl
8. Julen
9. Böhmermann
10. Kurz

Die zehn meistgesuchten Begriffe des Jahres in Deutschland
1. Rebecca Reusch
2. Notre Dame
3. Handball-WM
4. Karl Lagerfeld
5. Julen
6. Europawahl
7. Frauen-WM
8. 30 Jahre Mauerfall
9. Thomas Cook
10. Greta Thunberg

Die zehn meistgesuchten Themen weltweit
1. India vs South Africa
2. Cameron Boyce
3. Copa America
4. Bangladesh vs India
5. iPhone 11
6. Game of Thrones
7. Avengers: Endgame
8. Joker
9. Notre Dame
10. ICC Cricket World Cup

Die Aufreger und Schicksale Österreich
1. Ibiza-Video
2. Florian Janny
3. Misstrauensantrag
4. Lisa Alm
5. Identitäre
6. Lernsieg
7. Johannes Dürr
8. HTL Ottakring
9. Donauzentrum Brand
10. Original Play

Chronik International
1. Rebecca Rausch
2. Sri Lanka
3. Greta Thunberg
4. Artikel 13
5. Area 51
6. Baby Sussex
7. WhatsApp Störung
8. Venedig Hochwasser
9. Heidi Klum Hochzeit
10. Amazonas

Was?
1. Was macht Ingwer scharf?
2. Was soll ich kochen?
3. Blasenentzündung – was tun?
4. Was ist mein Auto wert?
5. Was hilft gegen Sonnenbrand?
6. Was soll ich wählen?
7. Was macht Strache jetzt?
8. Was bedeutet LOL?
9. Was tun gegen Sodbrennen?
10.Was schenkt man zur Erstkommunion?

Wie?
1. Wie spät ist es?
2. Wie heißt die Mutter von Niki Lauda?
3. Abnehmen aber wie?
4. Granatapfel wie essen?
5. Wie wird das Wetter heute?
6. Wie schnell ist mein Internet?
7. Wie viele Länder gibt es?
8. Wie schnell wachsen Haare?
9. Wie heißt der Sohn von Marcel Hirscher?
10. Wie viele Tage bis Weihnachten?

Was? Deutschland
1. Wie geht Floss Dance?
2. Grundrente wie hoch?
3. Wie heißt das Baby von Prince Harry?
4. Wie unterschreibt die Queen?
5. Wie alt ist Mero?
6. Wie geht es Harald von den Wollnys?
7. Wie funktioniert die Europawahl?
8. Wie lange geht ein Handballspiel?
9. Wie alt ist Notre Dame?
10. Wie lange lebt eine Biene?

Wer, wann, wo?
1. Wer steckt hinter Ibiza-Video?
2. Wer schafft die Arbeit?
3. Wann wird es wieder wärmer?
4. Wo wurde die Pummerin gegossen?
5. Wo liegt Andorra?

Technik
1. iPhone 11 Pro
2. Samsung Galaxy S10
3. Huawei P30
4. Peugeot e-Legend
5. Tesla Cybertruck
6. Huawei P20 Lite
7. AirPods Pro
8. iOS 13
9. Huawei Mate 20 Pro
10. Disney+

Wirtschaft
1. Jö Club
2. Wirecard Aktie
3. Thomas Cook
4. Familienbonus Plus
5. Smyths
6. Neuro Socks
7. Hartwig Löger
8. Vignette
9. Apple Pay
10. refurbed

Was uns bedroht, sind nicht die Ozonlöcher, sondern die Arschlöcher

Peter Turrini – Nachrichten aus Österreich
Was uns bedroht, sind nicht die Ozonlöcher, sondern die Arschlöcher
Rede anläßlich einer Republiksfeier des SPÖ-Parlamentsclubs 30. Oktober 2018
Verehrte Menschen! Liebe Freunde!
Bruno Kreisky, hinlänglich verblichen und daher von aller Welt nachhaltig verehrt, führte in den 70er- und 80er-Jahren immer wieder Gespräche mit Künstlern, unter anderem auch mit mir. Ich erinnere mich an eine Argumentation von ihm, daß es nicht auf alles eine politische Antwort gebe, manches komme schlicht und einfach aus den Untiefen des menschlichen Charakters. Seine Worte haben mir damals eher mißfallen, weil ich alles für politisch hielt und daher auch alles für politisch lösbar.
Dieser Meinung bin ich heute nicht mehr.
Ein Gespenst geht um in Europa, nichts Unmenschliches ist ihm fremd. Es scheint, als sei ein Wettrennen darüber ausgebrochen, wer der größere Feind des Nächsten ist, wer die Schwächeren am besten verhöhnen kann. Der politische Begriff des Rechtsrucks greift zu kurz, hier geht es auch um den Charakter des einzelnen. Ich habe daher meiner Rede den Titel gegeben: „Was uns bedroht, sind nicht die Ozonlöcher, sondern die Arschlöcher“.
Glauben Sie nicht, daß ich aus der Warte des besseren Menschen argumentiere. Die Seele ist nicht nur ein weites Land, dieses Land ist auch voller Widersprüche. Da hocken das Gute und das Böse in ein und derselben Brust erstaunlich nahe beieinander. Die entscheidende Frage, die ich Ihnen und mir selbst stelle, ist doch, auf welche Seite unseres vermischten Wesens wir uns stellen. Verbleiben wir in der Mieselsucht, in der Kleinkariertheit, in der Abschottung gegenüber dem Fremden, in der Ausgrenzung des Anderen, bei der Verhöhnung des Schwächeren, also in der Arschlochecke unseres Charakters, oder versuchen wir über uns selbst hinaus zu wachsen, indem wir anderen Menschen helfen?
Das ist nicht immer leicht. Wir hatten Flüchtlinge in unserem Haus, fallweise ziemlich viele, und wir hatten sie auf längere Zeit. Manchmal sind sie mir sehr auf die Nerven gegangen. Flüchtlinge entsprechen nicht unbedingt unseren Idealvorstellungen. Sie sind Menschen mit Ansprüchen und Widersprüchen. Und dennoch: Geblieben sind Zugehörigkeiten zu einigen von ihnen und das Gefühl, daß wir einander ähnlicher sind, als wir glauben.
Das Wort Rechtsruck, das wir oft und für vieles im Mund führen, deckt mehr zu, als es aufdeckt. Was sollte an einer rechten Überzeugung, die ich nicht teile, in einer Demokratie so grundsätzlich falsch sein? Und auch die äußerste Rechte, die Freiheitlichen, sind eine Partei im demokratischen Spektrum, zumindest dem Anschein nach. Demokratie, und da bin ich schon beim Thema dieser Veranstaltung, heißt doch wohl, Überzeugungen, Gedanken und Sätze zu ertragen, die einem gegen den Strich gehen. Ich gebe zu, daß mir dies manchmal sehr schwerfällt, aber es fällt mir wiederum leichter, wenn ich daran denke, daß den anderen mein Denken und Sprechen auch Probleme macht. Wir müssen einander aushalten und miteinander reden, notfalls mit gehobener Lautstärke und aller Leidenschaft. Aber diese Wollust der Ausgrenzung, ja der Vernichtung, die derzeit gegenüber dem anderen und dem Andersartigen mehr und mehr aufbrodelt, die müssen wir nicht ertragen, die müssen wir bekämpfen.
Eine bürgerliche Partei mit christlichen Wurzeln müßte gegen diese neue Barbarei auftreten, sie müßte mithelfen, daß Flüchtlinge wie Menschen behandelt werden und daß ihnen geholfen wird, soweit es irgendwie möglich ist. Man kann durchaus über das Mögliche diskutieren, man muß nicht auf dem Unmöglichen beharren. Eine demokratische Regierung, in welcher Zusammensetzung auch immer, müßte diesem grassierenden Fremdenhaß entgegentreten, doch das explizite Gegenteil geschieht. Beinahe täglich sind von der jetzigen Regierung Vorschläge zu hören, was man den Flüchtlingen noch alles wegnehmen und welche Unterstützungen man immer weiter kürzen könnte.
Eine Sozialministerin ist der Meinung, daß ein Flüchtling nicht mehr als 150 Euro im Monat braucht, um überleben zu können. Das ist übrigens laut Statistik jener Betrag, den Hundeliebhaber monatlich für Hundefutter ausgeben.
Sind denn alle verrückt geworden? Hat ein Land wie Österreich, welches in seiner Geschichte alle möglichen Ethnien aufgenommen und zum Nationalcharakter verschmolzen hat und gerade dadurch zu vielen kreativen Großtaten fähig wurde, seine Geschichte vergessen? In meiner Jugend war man stolz darauf, den flüchtenden Ungarn und den flüchtenden Tschechen großzügig Asyl gewährt zu haben, und dies zu Recht. Hat das Arschlochtum, der Rückzug auf die schlimmsten Seiten des Charakters, das sture und stumme Verharren in der eigenen Trägheit, einen Siegeszug durch die österreichischen Lande angetreten?
Dieser Weg in die Erkaltung der Herzen, dieser allerneueste Klimawandel, hat einen symbolischen Anfang und kein absehbares Ende. Anfang der 90er-Jahre erfand der deutsche Journalist und Autor Kurt Scheel das Wort „Gutmensch“. Er hatte den Begriff auf grüne Bundestagsabgeordnete gemünzt, die strickend im Parlament saßen und immer alles besser wußten. Damals gab es die ersten Überfälle von Neonazis auf Flüchtlingsheime in Deutschland. Häuser brannten, Menschen starben. Als einige wenige Bürger den Neonazis entgegentraten, wurden sie von diesen als „Gutmenschen“ verhöhnt. Scheel war entsetzt und versuchte, mit allen Mitteln dagegen vorzugehen, vergebens. Der Teufel war schon aus dem Sack.
Seither verwenden immer mehr Rechte in allen Bräunlichkeitsstufen und Mitläufer aller Dummheitsgrade diesen Begriff zur Beschimpfung von Menschen, die gegen Faschismus, Rassismus und Fremdenphobie auftreten, und gegen solche, die – zumeist unentgeltlich – in karitativen Organisationen arbeiten.
„Gutmensch“ ist zum großen Schimpfwort geworden, als wäre es höchst erstrebenswert, ein „Schlechtmensch“ zu sein.
Am 8. September 2015 geschah in Röszke, einem ungarischen Grenzort in der Nähe Serbiens, folgendes: Die ungarische Kamerafrau Petra László stellte einem syrischen Flüchtling, der ein Kind auf dem Arm trug und vor ungarischen Grenzpolizisten davonlief, ein Bein. Sie filmte die Szene: Der Mann fällt hin, begräbt das Kind halb unter sich, steht mühsam auf, das Kind weint, der Mann flucht. An dieser Stelle brach das Video ab. Das Video kam in die Medien, weltweit. Frau László verteidigte sich damit, daß sie Mutter von zwei Kindern sei und daß sie sich von den Flüchtlingen bedroht gefühlt habe. Das Video sprach eine andere Sprache. Schließlich sagte sie, sie könne sich ihr Handeln auch nicht erklären.
Kurz danach gab es ein anderes Vorkommnis an der ungarischen Grenze. Ein Flüchtlingskind fiel in den Morast, eine flüchtende Gruppe rannte auf das Kind zu. Der ungarische Kameramann Attila Kisbenedek riß das Kind an sich und lief mit ihm zur Seite. Die Menge wäre ansonsten über das Kind hinweggetrampelt. Petra László trat der rechtsradikalen Jobbik-Partei bei. Über das mutige Eingreifen von Attila Kisbenedek wurde in Ungarn geschwiegen.
Umso wort- und tatenreicher wurde die inzwischen staatlich verordnete Barbarei verbreitet. Wer Flüchtlingen in Hinkunft helfen wollte, mußte damit rechnen, vom Staat gerichtlich verfolgt zu werden. Bald war auch in Ungarn von „Gutmenschen“ die Rede, denen man das Handwerk legen müsse. Die Diskriminierung und Kriminalisierung von Hilfsorganisationen nahm immer mehr zu: Die „Ärzte ohne Grenzen“ wurden diffamiert und bei ihren Versuchen zu helfen behindert. Schiffe, die Flüchtlinge aus dem Mittelmeer retteten, durften keine italienischen Häfen mehr anlaufen. Ein österreichischer Innenminister wollte Flüchtlinge in konzentrierte Lager verfrachten. Eine AfD-Abgeordnete antwortete auf die Frage, wie denn dies alles enden solle, mit zwei Worten: „Notfalls schießen“.
Die Höllenfahrt in die Unmenschlichkeit wird immer rasanter: Der Bürgermeister des süditalienischen Dorfes Riace, Domenico Lucano, wurde verhaftet und anschließend in die Verbannung geschickt. Er hatte in überwiegend leerstehenden Häusern seines Dorfes Migranten untergebracht. Noch im vorigen Jahr hatte Domenico Lucano dafür den Dresdner Friedenspreis bekommen. Matteo Salvini, der italienische Innenminister, vermeldete auf Twitter, diesem Speibkübel für unfeine Herren, er hoffe, die „Gutmenschen“ würden jetzt begreifen, daß es ihnen an den Kragen gehe. Das Wort „Gutmensch“ hat längst sein Herkunftsland Deutschland verlassen. Die „Aquarius“, das letzte private Rettungsschiff, welches Flüchtlinge in Seenot aufnimmt, wird wohl demnächst seine Hilfe einstellen müssen. Panama, unter dessen Flagge das Schiff fährt, hat mitgeteilt, daß es die „Aquarius“ aus ihrem Schiffsregister streichen will.
Im September 2018 starben mehr als 200 Bootsflüchtlinge im Mittelmeer. Zyniker der Macht, zu denen ich auch den österreichischen Bundeskanzler Kurz zähle, sagen, es müßten noch mehr Menschen ertrinken, um die Flüchtlinge von einer Flucht über das Meer abzuhalten.
Und in Österreich? An der Entwicklung in diesem Land leide ich besonders. Es ist ja auch mein Land. Als Sohn eines italienischen Einwanderers, welcher nie so recht in der deutschen Sprache ankam und es nicht bis an den Stammtisch der Einheimischen schaffte, habe ich lange genug gebraucht, dieses Land als mein Land zu empfinden. Ich will es mir von einem adrett zugerichteten jungen Mann in der Bundeskanzlerpose und von einer Horde Burschenschafter in Ministerbüros nicht mehr nehmen lassen.
Diese Regierung ist politisch phantasielos und frei von Moral. Sie kommt ständig mit dem Anspruch des Neuen daher und ist uralt. Die rechten Regierungen nehmen den Schwächeren etwas weg und geben es den Stärkeren. Unter der lächelnden Maske verbergen sich Postengier und Herzenskälte. Das Rennen um Vermehrung der Kältegrade läuft.
Wie bei einem geplanten Coup ging man arbeitsteilig vor: Jeder hat seine Aufgabe und nachher teilt man die Beute. Herr Kurz bekam die Wirtschaft und schafft ein echtes Wirtschaftswunder für die Reichen und Herr Strache bekam die Polizei, das Militär, die Geheimdienste und sorgt seitdem dafür, daß wir uns tatsächlich wundern, was alles möglich ist.
In einer Art Ballspiel der Macht wurden die Staatsposten verteilt: Ihre Bezeichnungen wurden auf Bälle geschrieben, diese wurden in die Luft geworfen und die Postengierigen rauften sich darum. Jeder konnte behalten, was er fangen konnte. Eine ehemalige Generalsekretärin der ÖVP fing den Ball einer Präsidentin des Nationalrates, den sie aber gleich wieder fallenließ, weil ihr ein Ball mit der Aufschrift Ministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus attraktiver erschien. Ein ehemaliger Innenminister, bekannt für seine Bißwütigkeit, riß den fallengelassenen Ball des Parlamentspräsidenten an sich und lächelt seitdem zwanghaft vor sich hin. Als Spitzenfänger erwies sich der Präsident der Wirtschaftskammer, er ergatterte sieben Bälle, also sieben Posten. Der einzige, der zu tolpatschig war, um einen Ball zu ergattern, war Herr Kickl. Er ging trotzdem nicht leer aus, weil man den Ball mit der Aufschrift Innenminister schon vorher für ihn zur Seite geschafft hatte.
Was diese Regierung macht, ist nicht nur ein moralischer Umsturz, vom Anstand zur Unanständigkeit, sondern vor allem ein politischer. Arbeiterrechte werden reduziert, Frauenvereinigungen wird die Unterstützung entzogen und Organisationen, die Immigranten helfen wollen, werden abgedreht. Alles soll in einer einzigen Behörde zusammengefaßt werden, eine eigene Agentur für Fremdenwesen soll geschaffen werden, in dem von der Beratung der Flüchtlinge bis zur Abschiebung alles in den Händen von Beamten des Innenministeriums liegt. Private Hilfsorganisationen, Rechtsanwälte, Helfende sollen nichts mehr mitzureden haben. Das ist ein Staatsstreich in Zeitlupe gegen die Zivilgesellschaft, immer ein bißchen weiter nach rechts ins Menschenfeindliche, bis man dort ist, wo Herr Salvini und Herr Orbán schon sind.
Von muslimischen Männern sagt man, sie würden mit ihren Frauen besonders respektlos umgehen. Von der gegenwärtigen Regierung wurden viele Projekte von und für Frauen gekürzt oder gestrichen. Es sind sehr viele und ich zähle nur einige auf:
Das autonome Frauen- und Lesbenzentrum in Innsbruck wurde um 100 % gekürzt.
Das Nova-Lernzentrum in der Steiermark wurde zu 100 % gekürzt.
Der Arbeitskreis für Emanzipation und Partnerschaft in Innsbruck wurde um 20 % gekürzt.
Der Dachverband der burgenländischen Frauen, Mädchen und Familienberatungsstellen wurde gekürzt.
Die Projektförderungen der autonomen österreichischen Frauenhäuser wurden gekürzt.
Das Ansuchen für den Dokumentarfilm „40 Jahre Frauenhausbewegung“ wurde nicht bewilligt.
Die Förderung der feministischen Buchhandlung Chicklit wurde zu 100 % gestrichen.
Die Beratungsstelle Courage wurde um 10 % gekürzt.
Der österreichische Frauenring wurde um 20 % gekürzt.
Der Verein ARGE Frauengesundheitszentrum wurde um 100 % gekürzt.
Alle Frauen- und Mädchenberatungsstellen wurden gekürzt.
Die Genderabteilung im Sozialministerium wurde aufgelöst.
Wenn es also stimmen sollte, daß Muslime frauenfeindlich sind, dann muß diese Bundesregierung aus lauter Muslimen bestehen.
Eine der wichtigsten Einrichtungen, das sogenannte Jugend-College, wird gemeinsam von Diakonie, Caritas und der Gemeinde Wien betrieben. Dort wird für tausend hauptsächlich junge Flüchtlinge Basisbildung vermittelt, um ihre Integration zu ermöglichen. Dieses so wichtige College wurde heuer um 50 % gekürzt und soll nächstes Jahr völlig aufgelöst werden.
Alle Programme, alle Einrichtungen, welche mithelfen sollen, die Konflikte zwischen Einheimischen und Flüchtlingen zu lösen, Lernräume für ausländische Kinder zu schaffen, wurden gekürzt oder aufgelöst.
Die Mittel für Deutschkurse wurden generell gekürzt.
Junge Flüchtlinge, die einen Asylantrag gestellt und einen Ausbildungsplatz als Lehrling gefunden haben, wurden und werden abgeschoben.
Die Wahrheit ist: Diese Regierung will keine Integration.
Gefördert hingegen werden rechtsextreme Medien wie beispielsweise die Internet-Zeitung „Unzensuriert“, deren Chefredakteur in Herrn Kickls Büro sitzt. Oder die Zeitschrift für die gehobene Hetzerei, „Zur Zeit“. Oder das antisemitische Blatt „Alles Roger?“ oder der rechtsextreme „Wochenblick“ und so weiter. Es geht immer weiter ins Rechtsextreme, aber ich wiederhole mein Argument, daß damit nicht alles erklärt ist. Herr Gudenus hat einen afghanischen Flüchtling, der in Österreich als Lehrling arbeitet, zum Sympathisanten einer Terrororganisation erklärt. Als sich das Ganze als Lüge herausstellte, hat er den Irrtum seiner Recherche zwar bedauert, war aber zu keiner Entschuldigung gegenüber dem Lehrling bereit. Herr Gudenus gehört sicher zum Stoßtrupp der Rechten, aber er ist auch ein Riesenarschloch. Ich widerrufe diesen Ausdruck und verfeinere meine Wortwahl: Herr Gudenus ist ein sozial verwahrloster Mensch.
Herr Kickl verkündet die Absicht, bei einem Menschen, der einer Straftat verdächtigt wird, die Nationalität zu nennen, sofern dieser ein Migrant ist. Ich halte das für eine mehr oder weniger unverhohlene Aufforderung zur Menschenjagd. Die meisten Menschen töten nicht, rauben nicht, vergewaltigen nicht, aber die meisten Menschen halten die meisten Menschen für fähig, solche Taten zu begehen, vor allem, wenn es sich um Ausländer handelt. Sie wirken, angeleitet von den Hirnlöchern in den Boulevard-Zeitungen, förmlich erlöst, wenn wieder jemand dingfest gemacht wird.
Die verdächtigen Eigenschaften, welche Menschen bei anderen Menschen, hauptsächlich Fremden, wahrnehmen, schlummern zumeist in ihnen selbst. Die Ungeheuer, die man überall sieht, rumoren unsichtbar in der eigenen Brust. Die Vorstellung, die Hölle seien immer die anderen, ist die verbreitetste und unrichtigste. Die Kindesmißhandlungen, die Frauenmißhandlungen begeht höchst selten der dunkle Mann im Park, sondern fast immer der eigene Vater oder Gatte hinter verdeckten Fenstern. Hinter den scheinbaren oder tatsächlichen Taten von wenigen verstecken sich die Abgründe von vielen.
Herr Strache betont immer wieder, daß seine Partei nicht rechtsradikal sei, dann sagen wir es eben anders: Sie ist radikal rechts. Und wenn im Keller einer schlagenden Verbindung Liedtexte gefunden werden, in denen man verspricht, noch eine weitere Million Juden zu ermorden, dann kann man wohl annehmen, daß solche Sätze nicht nur in den Tiefen des Kellers, sondern auch in den nicht mehr faßbaren Untiefen der Charaktere dieser Leute lauern. Und wenn der Kellermeister zwar suspendiert, aber nach einigen Monaten wieder inthronisiert wird, dann ist jegliche Schamgrenze in dieser Republik bei weitem überschritten.
Immer wenn Mitglieder der FPÖ einen braunen Rülpser von sich geben, oder noch schlimmer, ein solches Gedankengut erbrechen, dann sprechen sie nachher von einem Mißverständnis. Wer das Wesen dieser Partei besser verstehen will, der muß nur die Mißverständnisse einer einzigen Woche zusammenzählen.
Und Herr Kurz? Er schweigt zu alldem, und das macht ihn zunehmend zum verlängerten Braunen. Am Anfang seines politischen Weges war er mir nicht ganz unsympathisch. Kübel voller Häme ergossen sich über ihn, ob seiner Jugend und außerdem hatte er eine sachliche Art mit Flüchtlingen und über Flüchtlinge zu reden. Irgendwann muß er entdeckt haben, daß es zielführender ist, sich selbst und andere zu verraten, um schneller voranzukommen.
Es gibt eine Karikatur von Gerhard Haderer, die nicht abgedruckt wurde, auf der man Herrn Kurz mit einem braunen Haufen auf dem Kopf sieht. Er schaut angestrengt in eine imaginäre Menge, der Gestank ist ihm ganz nah und er sagt: „Braune Haufen, wo?“ Seinen Gesichtsausdruck nennt man Message Control.
Herr Kurz ist eine einzige Oberfläche geworden. Er ist kein Mann ohne Eigenschaften, sondern einer mit sehr vielen, vor allem solchen, die gerade gefragt sind. Er hängt sein Mäntelchen immer in jenen Wind, den er selbst erzeugt. Ständig redet er von der Balkanroute, die er geschlossen hätte, und wenn das keiner mehr hören kann, spricht er von Anlandezentren in Afrika. Und als auch diese sich als Windwachelei entpuppen, erfindet er die nächste. Populisten wie ihm, diesen Wellenreitern des Augenblicks, fällt immer etwas ein.
Er vertritt eine Meinung und sieht von ihr ab, wenn ihm eine andere opportuner erscheint. Er nennt arbeitende Menschen Durchschummler, will sie aus dem Faulbett sozialer Überversorgung herausholen, und wenn ihm solches politisch nicht guttut, erklärt er, daß er ein Herz für Arbeiter hätte, schließlich sei sein Vater einmal arbeitslos gewesen. Dieser Mann sagt alles, besonders das Gegenteil. Er herzt sich mit Orbán, und als diese Zungenküsserei schal wird, stößt er ihn von sich. Es wird wieder eine Gelegenheit zur Umarmung geben, ganz wird er seinen Geistesbruder schon nicht auslassen.
Herr Kurz versammelt als Erlöser seine Gläubigen auf einem steirischen Kernölberg und speist sie mit gemeinsamen Selfies. Es ist wirklich ein Wunder, in welch lichten Höhen die politische Oberflächlichkeit dieses Landes gerade versinkt.
Regierungen leben nicht in Übereinstimmung mit ihren Untaten. Immer muß ihrem Machtbedürfnis ein edles Motiv unterschoben werden, vorwiegend dieses: Die Maßnahmen der Regierung seien ja letztendlich im Interesse der Betroffenen. Letztendlich garantiere der 12-Stunden-Tag mehr Freizeit für die Arbeitnehmer. Letztendlich sei eine Abschiebung für Flüchtlinge preislich günstiger als eine Rückkehr auf eigene Kosten in ihr Ursprungsland. Und selbst das Einsperren und Wegsperren von Asylwerbern in konzentrierte Lager würde letztendlich zu deren eigener Sicherheit beitragen. Hier wird mit dem Brustton der Überzeugung die Verschlechterung der Lage von Arbeitern, Minderheiten und Flüchtlingen als gute Tat für die Betroffenen ausgegeben.
Auch ich möchte ein Foto machen, eine Art Momentaufnahme dieser Regierung. Was wir vor uns haben, was wir sehen, sind des Kaisers allerneueste Kleider: Die Niedertracht als Staatsgewand.
„Wer hier nicht ist, der ist gar nicht.“ Dies sagte Herr Rosam, ein Werbechef, bei einem Treffen von sogenannten Stützen der Gesellschaft. Das ist die präziseste und größenwahnsinnigste Beschreibung unserer derzeitigen Gesellschaft. Manche sind außersehen und im Lichte, und der Rest ist Lurch, den gibt’s gar nicht.
Ich möchte über die Mißachtung reden, welche diese Regierung und ihre Apologeten gegenüber der Arbeiterklasse betreiben. Die Epizentren dieser Verachtung sind die bürgerlichen Freßveranstaltungen, die Events mit Buffet. Die am häufigsten geäußerten Sätze bei solchen Zusammenrottungen der feineren Art lauten, daß diese oder jene Opernsängerin das hohe C mühelos erreicht hätte und daß heutzutage schon jeder Prolet einen Mercedes fahren würde.
Die Arbeiterklasse wird ununterbrochen verdächtigt: der Lohntreiberei, der Sozialschmarotzerei und der Faulenzerei.
Außerdem sei sie ja historisch überholt, und daher gebe es sie eigentlich gar nicht mehr. Diese Suada der Abwertung setzt nur aus, wenn die eigene Wohnung billig renoviert werden soll oder das Abflußrohr des WCs verstopft ist. Dann muß die angeblich nicht vorhandene Arbeiterklasse dringend her und möglichst schnell wieder weg.
Seit die kapitalistische Ideologie auf allen Ebenen triumphiert, hat sie aufgehört, eine solche zu sein, und hat sich selbst in den Stand einer Religion erhöht. Das oberste Dogma, sozusagen der erste Verkündigungssatz dieser neuen Religion, lautet: „Geht’s der Wirtschaft gut, geht es allen gut.“ Dieser Glaubenssatz wird vom ORF, einer Art Ashram der neuen Religion, ständig wiederholt. Der erste Teil dieses Konditionalsatzes ist ja auch wahr. Der Wirtschaft, oder genauer gesagt ihren führenden Betreibern, geht es gut.
In den letzten zehn Jahren sind die Gagen der Manager um mehr als das Hundertfache im Vergleich zu den Mindestlöhnen von Arbeitern oder gar Arbeiterinnen gestiegen. Solche Gagen werden bezahlt, weil die Gewinne der Firmeneigner in noch wesentlich größerem Maße gestiegen sind. 80 Prozent des Aktienkapitals befinden sich in Österreich derzeit in der Hand von zwölf Familien. Immer mehr Grundbesitz sammelt sich bei immer weniger Leuten an. Der allseits bekannte Satz, „die Reichen werden immer reicher“ läßt sich nur noch mit einem Wort aus der Sportsprache erweitern: Sie werden es immer rasanter.
Der zweite Teil des Verkündigungssatzes „Geht’s der Wirtschaft gut, geht es allen gut“, also die Feststellung, daß das Wohlbefinden von wenigen zum Wohlergehen aller führt, ist schlicht und einfach unwahr. Der Anteil der Löhne von Arbeitern und Arbeiterinnen am Volkseinkommen ist in den letzten zehn Jahren von 71 auf 58 Prozent gesunken. Laut Statistik gibt es in Österreich 1.563.000 Menschen, die man als armuts- und ausgrenzungsgefährdet bezeichnet. Diese Zahlen spiegeln nicht nur die politische Gleichgültigkeit der derzeitigen Regierung wider, sie zeigen auch die Versäumnisse vergangener Regierungen auf.
Wer ein Lohnempfänger ist, mußte sich in den letzten Jahren als Dauersünder empfinden, denn er war ein Verursacher von Lohnnebenkosten. Wovon ich nichts oder nur selten höre, das sind die Gewinn-Nebenverschiebungen von jenen Millionen und Milliarden, welche größere Unternehmungen an der Versteuerung vorbei ins Ausland verschieben. Das sind nach sehr vorsichtigen Schätzungen jährlich zehn Milliarden Euro. Aber auch Gewinne, die deklariert werden, werden von Großunternehmungen nicht versteuert. So beziffert (inoffiziell) eines der größten Wiener Finanzämter den Stand seiner uneinbringlichen Forderungen auf 8 Milliarden Euro. Auf meine Frage, warum es hier keine gerichtliche Verfolgung gibt, bekomme ich die (inoffizielle) Antwort, die Akten würden „nach oben“ gehen und dort entschwinden. Dieser liturgische Vorgang ist nicht Teil der Verkündigung.
Gegen diesen Raub am österreichischen Volksvermögen vorzugehen wäre eine mutige Aufgabe für den jungen Kanzler gewesen. Stattdessen geht er gegen Flüchtlinge und Arbeitslose und alleinerziehende Frauen mit geringem Einkommen vor, um ihnen das Leben noch schwerer zu machen.
Diese Verachtung für die Arbeiterklasse gilt auch ihren politischen Vertretern. Der unvermeidliche Herr Gudenus beschreibt in einem Interview das Ziel dieser Regierung: Der Arbeiter soll endlich aus seiner Bevormundung durch die Funktionäre befreit werden. Und der Chef der Jungen Industriellen assistiert ihm: In seinem Betrieb würden er und seine Arbeiter keine Funktionäre brauchen.
Es lohnt sich, die alten Publikationen des Ständestaates zu lesen. Nachdem man die Arbeiterklasse und ihre Vertreter politisch – und teilweise auch physisch – vernichtet hatte, schrieb man folgendes: „Hader und Streit verläßt nunmehr unser Volk. Der werktätige Mensch, befreit von seiner Klassenzugehörigkeit, und einem ins Niemandsland führenden Internationalismus, wird hinübergeführt in die Zugehörigkeit zum gesamten österreichischen Volke. Er braucht keine Klassenvertreter mehr, keine Funktionäre der Spaltung, er ist frei und gliedert sich seinem Stande gemäß freiwillig in das Volksganze ein. Gemeinsam und begleitet von Gottes Segen marschieren wir den lichten Höhen einer strahlenden Zukunft entgegen.“ Der Marsch führte direttissimo in den Austrofaschismus.
Ich sage nicht, daß die derzeitige Regierung eine austrofaschistische ist, außer man hält das manchmalige Wacheln mit Dollfuß-Devotionalien für bedrohlich. Ich rede davon, daß eine Sehnsucht nach autoritären Verhältnissen unsere Geschichte durchzieht, nach Aufhebung der Widersprüche, dem Ende von Streit und Hader, nach Friede, Freude, Fahnen und Marmorkuchen. Diese Sehnsucht ging und geht immer auf Kosten der Arbeiterklasse: Sie soll ihre Errungenschaften preisgeben, sie soll aus ihren Organisationen austreten, sie soll ihre Funktionäre verächtlich machen lassen, sie soll alle ihre Organisationsformen auflösen, und das nennen sie dann die Wiedergewinnung der persönlichen Freiheit.
Für viele arbeitende Menschen, vor allem solche, die nicht in den Metropolen wohnen, die pendeln müssen, bedeutet diese Freiheit folgendes: Eine bis zwei Stunden Fahrt zum Arbeitsplatz, zwölf Stunden Arbeit, eine bis zwei Stunden Heimfahrt vom Arbeitsplatz, Eintreffen in der eigenen Wohnung meist erst lange nach Eintritt der Dunkelheit, eine bleierne und traumlose Nacht und die ewige Hoffnung auf einen Hauptgewinn im Lotto.
Wir leben in einem System, das am Ende alle auffrißt. Auch etliche Manager, mit oder ohne Boni, kommen im Dunkeln nach Hause, müde und leer, nachdem sie tagsüber die umfassende Entschlossenheit gemimt haben.
Ein nicht unerheblicher Teil der österreichischen Arbeiterklasse hat ein etwas dunkleres Gesicht. Die sommerlichen Erntehelfer, die zumeist aus Bulgarien und Rumänien kommen, arbeiten zwölf Stunden und bekommen dafür im Durchschnitt 2,50 Euro pro Stunde. Wenn Schlechtwetter aufzieht, wenn es Regen und Sturm gibt, entfällt die Arbeit, aber auch der Lohn. Der gesetzlich vorgeschriebene Lohn liegt bei etwas über sechs Euro, aber fast kein Arbeitgeber in Österreich hält sich daran. Man muß sich das vorstellen: Zwölf Stunden in der sommerlichen Hitze durcharbeiten für 2,50 Euro pro Stunde.
Auf den österreichischen Baustellen, auch dort mehrheitlich dunklere Gesichter, arbeiten viele, die überhaupt nicht gemeldet sind. Wenn man die Baustelle betritt, verschwinden sie sehr schnell. Die Subfirmen, die sie schicken, bezahlen ihnen im Schnitt etwas mehr als zwei Euro pro Stunde. Laut Kollektivvertrag müßten es 12,88 Euro sein.
Österreich ist ein partieller Sklavenhalterstaat mit der höchsten Anzahl an Festspielen. Warum so viele, vor allem höhere Repräsentanten der Sozialdemokratie, geradezu rudelartig bei Festspielen auftauchen, aber noch kaum bei ausgebeuteten Erntehelfern zu sehen waren, können Sie besser beantworten als ich. Vielleicht ist es wichtiger, bei großen Festivals zu repräsentieren, wir sind ja eine repräsentative Demokratie. Bevor man in die Abgründe dieser Gesellschaft schaut, schaut man lieber zur Seite. Das nennt man Seitenblicke. Man kann auch in schlechte Gesellschaft geraten, indem man sich zuviel in der guten Gesellschaft aufhält.
Möglicherweise glorifiziere ich die Arbeiterklasse, aber es ist für mich in Ordnung, daß sie, die vielgeschmähte und immer wieder für tot erklärte, etwas Glorie abbekommt. Ich weiß auch, daß viele Arbeiter, viel zu viele, die FPÖ wählen, und ich kann nicht überhören, welche Blödheiten sie manchmal über Flüchtlinge von sich geben. Ich tröste mich dann, daß die Unterstellungen aufhören, wenn sie miteinander pfuschen und auf ein Bier gehen. Mein wirklicher Widerwille gehört den akademisierten Fremdenhassern, die keinen persönlichen Kontakt zu Flüchtlingen haben, aber mit Zahlen und Tabellen bewaffnet vom kommenden Untergang des Abendlandes faseln.
Manche werden glauben, ich sei ein Propagandist des Klassenkampfes. Das war ich einmal und bin es nicht mehr. Als ich in den 70er- und 80er-Jahren ausführliche Lesetourneen in den damals sozialistischen Ländern machte, lernte ich etliche Staatsvertreter kennen. Die Leute waren kein Widerwort mehr gewohnt und gewöhnten sich an die permanente Rechthaberei. Wer immer das letzte Wort im Politischen wie im Persönlichen hat, weil er die uneingeschränkte Macht hat, wer mit keinem Widerspruch mehr rechnen muß, wer für seine Ideen und Überzeugungen nicht mehr streiten muß, weil alles schon entschieden ist, wer also immer das letzte Wort hat, der läuft Gefahr, daß es das dümmste ist. Ich bin für Parität, ich bin für Auseinandersetzungen jeglichen Hitzegrades, ich bin für gleichberechtigte Streitparteien, ich bin, wenn Sie so wollen, für Don Camillo und Peppone.
Und dennoch findet ein Klassenkampf statt, und zwar von oben nach unten. Diese Regierung nimmt den Schwächeren und gibt den Reicheren, und trotz aller Jonglierkünste dieses populistischen Kanzlers zahlen am Ende die Arbeiter, die Arbeitslosen, die alleinerziehenden Mütter mit niedrigem Einkommen und die Flüchtlinge drauf. Die Heilsverkündungen der neuen Religion bedeuten für sie kein Heil, sondern Unheil.
Diese Regierung sagt anderes, aber sie redet ja am liebsten mit sich selbst.
Es heißt immer wieder, daß die Sozialdemokratie noch nicht in der Opposition angekommen sei. Das ist möglich, aber ich stelle eine Gegenfrage: Ist diese Regierung schon in der Demokratie angekommen? Sie verweigert das Gespräch mit der Arbeiterklasse und ihren Funktionären, sie versucht Betriebsräte mundtot zu machen, und das hat nichts mit Demokratie zu tun.
Auch an die Funktionäre der Sozialdemokratischen Partei habe ich eine Frage: Ist das Innenleben Ihrer Partei so desaströs, daß Ihre Vorsitzenden nichts wie weg wollen? Als Autoverkäufer nach Argentinien, als Handlanger zu kasachischen Potentaten oder wohin auch immer. Oder ist das Innenleben der Parteivorsitzenden so desaströs, daß der Wink mit mehr Geld zur Jobhopperei und zum Verlassen aller Prinzipien führt?
Ich weiß, daß Sie vieles von dem, was ich sage, schon wissen. Aber manchmal ist es wichtig, die beinahe täglichen Scheußlichkeiten zu rekapitulieren, um das ganze Panorama der Barbarei sichtbar zu machen. Es droht die Gefahr, daß aus dem Täglichen das Alltägliche wird.
Ich glaube nicht, daß wir in eine braune Vergangenheit stolpern, schon eher in eine feige Zukunft. Wann immer sich die Demokratie in diesem Lande verengt, wenn der Kampf um die Posten härter wird, steigt die Hosenscheißerei. Das Maulen in den Kantinen und in den Gängen nimmt zu, aber wenn es darum geht, der obrigen Stelle seine Meinung zu sagen, wird es still. Und wenn man die Leute fragt, warum sie ihr Maul nicht aufgemacht haben, dann heißt es, sie hätten zwar laut „Jawohl“ gesagt, aber einen tiefen inneren Widerstand dabei empfunden. Manchmal habe ich das Gefühl, das ganze Land befindet sich derzeit im inneren Widerstand.
Ein kurzes Beispiel in eigener Sache: Vor dem Sommer wollte der ORF mit nachhaltiger Willensbekundung die Stücke „Auf der Flucht“ von Daniel Kehlmann und mein Stück „Fremdenzimmer“, die derzeit am Theater in der Josefstadt gespielt werden, aufzeichnen. Beide Stücke handeln von Flüchtlingen. Am Ende des Sommers wurde mit der Begründung, es gebe für diese Stücke „keinen Raum im Programm“ die Aufzeichnung abgesagt. Das kann von ein paar Feiglingen ausgegangen sein, die sich im Geiste der neuen Herren verhielten, oder wir sind einfach nicht gut genug für die qualitativ so besonders hochstehenden Maßstäbe des ORF.
Am Ende des Sommers habe ich damit begonnen, ein neues Theaterstück zu schreiben. Ich erzähle Ihnen kurz den Plot des Stückes: Ein Bundeskanzler, sein Name tut nichts zur Sache, er agiert im Hintergrund und tritt nicht persönlich auf, wünscht sich vom Chef des Aufsichtsrates einer großen Tageszeitung die Entfernung des liberalen Chefredakteurs. Der Aufsichtsrat heißt Hames, der Chefredakteur Eder. Die Nachricht von der bevorstehenden Entlassung des Chefredakteurs verbreitet sich wie ein Wirbelsturm in der Stadt. Etliche Vertreter einer kritischen Öffentlichkeit sind bereit, ihm beizustehen. Am nächsten Tag steht in der betreffenden Zeitung, daß der Chefredakteur seinen Posten an eine rechtsstehende Kollegin abgetreten hat. Dafür werde er Herausgeber und sei mit allem einverstanden. So schaut’s aus in Österreich, natürlich nur am Theater.
Wir alle haben Verpflichtungen, die unseren Mut in Grenzen halten: Wir wollen unseren Job nicht verlieren, wir müssen Kinder versorgen, wir müssen die Kreditraten zurückzahlen. Aber es gibt Zeiten wie diese, in denen wir einfach versuchen müssen, die Grenzen unseres Mutes etwas zu erweitern. Zu viel verschluckte Luft schadet der Demokratie.
Das Schöne, das ich zu berichten habe, kommt zum Ende dieser Rede, welches unmittelbar bevorsteht. Bei meiner sommerlichen Erkundung des Landes bin ich auf außergewöhnliche Menschen gestoßen: Auf junge Gewerkschafter, die von Feld zu Feld gezogen sind und versucht haben, die Erntehelfer über ihre Rechte aufzuklären. Menschen, vorwiegend Frauen, die Flüchtlingen halfen und dies als Bereicherung ihres Lebens bezeichneten. Junge Leute von der Caritas, vorwiegend Frauen, welche Flüchtlinge bei ihren Amtswegen begleiteten und ihnen bei vielen Alltagsdingen halfen, ehrenamtlich. Und selbst ein gestandener Gewerkschafter, Herr Muchitsch, bezeichnete die Verhältnisse am Bau als das, was sie sind: „Menschenhandel“. Solche klaren Worte lassen für die Zukunft hoffen.
Und noch eine Hoffnung habe ich: Spätestens dann, wenn die Straches dieser Welt im Altersheim liegen und jemanden brauchen, der ihnen den Hintern auswischt, werden sie merken, wie segensreich Zuwanderung ist.
Ich danke Ihnen fürs Zuhören!

Donaudelta

Donaudelta ( Niki R. Nikolaus)
Zweitgrößter Strom Europas und sechsundzwanzigster der Erde, fast 2900 km lang mit einem über 800000 km2 großen Becken, in dem etwa 85 Millionen Menschen in 10 Ländern leben – ist die passende kurze Beschreibung dieses Wasserweges, der seit Jahrhunderten beharrlich die Rolle als „große Straße“ durch das Herz des Kontinentes erfüllt. Dieser Strom mündet in einem 4200 km2 großen Gebiet, nach mehrfacher Teilung in die verschiedenen Arme ins Schwarze Meer. Über viele Jahre hinweg ist durch Schwemmmaterial eine Wasserlandschaft entstanden, die in ihren Ausmaßen einzigartig in Europa ist. Bis 1968 war das Delta fast unberührt und Kartenmaterial war rar. Man hatte die Idee, dieses Gebiet landwirtschaftlich zu nutzen, dafür legte man einige Teile trocken. Allerdings kam es zu zahlreichen Missernten. Nach der Revolution von 1989 wurde das gesamte Gebiet zum Naturschutzreservat erklärt. Etwa 100000ha des gesamten Gebietes stehen als Biosphärenreservat unter dem Schutz der UNESCO. Das Donaudelta liegt am Kreuzungspunkt des 45. Breitengrades nördlicher Breite mit dem 29. Meridian östlicher Länge. Die exakte Oberfläche beträgt 5050 km2, davon befinden sich 4530 km2 auf rumänischem Territorium. Das Gebiet ist sehr flach und zu 70-80% mit Wasser bedeckt. Es hat das Aussehen eines gleichseitigen Dreiecks mit Seiten von jeweils 80 km Länge. Bei einer Durchflussmenge von 5000-9000 m3 pro Sekunde führt die Donau jährlich etwa 50 Millionen Tonnen Anschwemmungen mit sich (etwa achtmal mehr als der Tiber und zwanzigmal mehr als der Rhein). Die Wassertemperatur beträgt im August durchschnittlich 22°C, im Oktober noch immer I8°C. Im Sommer herrscht eine große Luftfeuchtigkeit mit tropischen Temperaturen und im Winter folgt ein schneidendes Steppenklima, wobei Temperaturen bis -25°C möglich sind. Die Eisdecke auf der Donau ist bis zu einem Meter dick. Während der Frühjahrsschmelze staut der Fluss mehrere hundert Kilometer zurück, der Bereich des Deltas wird oftmals komplett überschwemmt. Zwischen den Armen des Deltas wechseln sich Festland und Wasser ab. Endlose Nehrungen, Kanäle und flache, von Eichenwäldern belebte Landschaften erwarten den Besucher. Die Fischfauna der Donau ist einzigartig, man findet viele Arten, die nur in diesem Flusssystem vorkommen: Steingreßling, Schrätzer, Zingel, Streber und Huchen – alle vom Aussterben bedroht. Daneben findet man natürlich auch den Wels, Zander, Hecht, Böbel, Barsch, den Plattfisch, Schleie, Karpfen, Karauschen sowie verschiedene Arten von Krebsen. Insgesamt findet man etwa 150 verschiedene Fischarten im Bereich des Donaudeltas.
Auch vom ornithologischen Gesichtspunkt aus gesehen, ist das Donaudelta einzigartig. Es gibt mehr als 300 Arten von Vögeln, davon sind 70 nichteuropäisch. Man unterteilt die Vögel in verschiedene Gruppen: (I) mediterran (2) europäisch (3) sibirisch (4) mongolisch und (5) chinesisch. Dies ist begründet in dem Fakt, dass sich im Donaudelta fünf Zugvogelrouten treffen. Mehr als die Hälfte der vorkommenden Vogelarten nisten auch im Gebiet des Deltas.